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Unterwegs auf der Burg Landskron mit einem Maulwurf

Landskron-031_Titelbild

Als ich anfing über die Burg zu recherchieren, las ich über Maulwürfe, die damals auf der Burg "gewütet" haben. Maulwürfe? Das sind doch diese kleinen putzigen Tiere, die im Untergrund graben? Gab es sie wirklich? 

Ich habe mich umgehört und habe den Leiter der "Maulwürfe" gefunden, nämlich Armin Eggebrecht. Er begleitet mich und zeigt mir "seine" Burg.

3.11.1986: Der Oppenheimer Untergrund hatte sich wieder gemeldet. Ein Anwohner der Steckengasse hört frühmorgens merkwürdige Geräusche unter seinem Haus. Die gerufene Polizei konnte gerade noch ihr Wagen verlassen bevor die Straße nachgab und das Auto bis zur Hälfte verschluckte. Schon 1984 waren elf Häuser in der Schlossgasse eingestürzt, war in der Rhein-Main-Presse vom 12. September 1992 in ihrem Bericht über die "vergessene Stadt" zu lesen. Zeitzeugen berichten dagegen, dass die Häuser lediglich einsturzgefährdet waren.

Dieses Datum 3.11.1986 markiert der Beginn der Erforschung der Oppenheimer Keller.

Wie ist aber der Zustand der Landskrone? Bei einer Begehung des damaligen Bürgermeisters Norbert Becher mit dem Landesamt für Denkmalpflege, um Gelder für die Erhaltung der vielen Gänge unter der Stadt zu akquirieren, wurde auch die Ruine Landskron besichtigt. Die Ruine befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Überall wachsen Bäume und Gestrüpp, sie ist "vollgestopft mit Müll und Dreck". Die Stadt war schon damals knapp bei Kasse und suchte deswegen Freiwillige die mit Hacke und Schaufel einen Blick in den Untergrund der Landskron werfen wollten. Ziel war das Aufmaß der Ruine um die substanzerhaltenden Maßnahmen einzuleiten.

Die Reservistenkameradschaft des Ortsverbands Oppenheim unter der Leitung von Armin Eggebrecht und einige JU-Mitglieder nahmen sich diese Aufgabe an. Nachdem das Erdreich abgetragen wurde, entdeckten sie zwei Räume voll mit Unrat. Ein Keller war mit einer Betonplatte fest verplombt. "Wir mussten uns mühsam hineinkriechen um den ganzen Müll herauszuholen und fühlten uns wie "Maulwürfe oder Wühlmäuse"". Die "Maulwürfe Company" war geboren!!


Im Mai 1987 wurde der erste Keller, dessen Eingang mit Beton verplombt war, besenrein der Stadt übergeben. Die Maulwürfe hatten 1075 Arbeitsstunden geleistet und über 100 Kubikmeter Erdreich, Schutt und Steine bewegt und auf einer acht Meter langen Rampe über eine Förderhöhe von 4,8 Metern nach draußen gebracht. Dass alles freiwillig und ehrenamtlich. Dank der finanziellen Unterstützung einiger Gewerbetreibender konnten Strom gelegt und notwendige Geräte und Materialien angeschafft werden. Aber die Burg war bis dahin noch nicht voll erkundet, geschweige vermessen. Es wartete noch eine Menge Arbeit auf die "Maulwürfe".

1988 wurde Hilfe von der Landesregierung erbeten. 600.000 DM wurden für die Landskron Sanierung versprochen, zur großen Freude der Oppenheimer Bürger. "Ich hätte nicht geglaubt, dass tatsächlich noch etwas daraus wird", so der damalige Bürgermeister Norbert Becher. Ziel war es die erste Sanierungswelle bis zur großen Feier im Mai 1989 abzuschließen. Mittlerweile hatten die "Maulwürfe" ehrenamtlich 300 Tonnen Schutt geschaufelt. 

Welche Schätze haben die Maulwürfe in den Kellern gefunden? "Bis auf zwei Steinkugeln und einen Findling wurde leider nichts Wertvolles gefunden", erzählt mir Armin Eggebrecht. "Im März 1988 hatten wir einen brenzligen Zwischenfall: Die Unwetter hatten durch Regenfälle im Burghof einen alten Baumstumpf losgespült und gelockert. Er ist in einen Hohlraum über den Gang abgesunken. Zum Glück waren wir gerade vor Ort und konnten die Stelle sofort absperren und sichern."

Die bereitgestellten Landesmittel wurden für die Sicherung der Mauerkrone, Sanierung der Außenwände, der Fensteröffnungen, der Gewände sowie der baulichen Absicherung der drei Keller verwendet.

Die weiteren Keller wurden rechtzeitig von der Maulwurf Company besenrein übergeben, sodass die Feierlichkeiten im Mai 1989 stattfinden konnten. Vom 26. Mai bis zum 4. Juni fanden die ersten Theatertage im Burghof der Landskron statt, der Pausenumtrunk wurde im Keller serviert. Die Premiere am 26. Mai war ausverkauft. 500 Zuschauer genossen die Inszenierung von Rolf Hartmann "Der Kontrabass" von Patrick Süskind. "Nun hat auch Oppenheim sein Freilichttheater. Mag zum Auftakt des Theaterprojekts "89" auch noch vieles improvisiert wirken, die imposante Burgruine Landskron soll als Spielort restauriert und die einwöchigen Theaterspiele sollen institutionalisiert werden" schrieb die Allgemeine Zeitung - Landkron. 

Am 31. Mai 1989 fand eine akademische Feier anlässlich des 300. Gedenktages der Zerstörung des Schlosses Landskron statt.

1990 wurde einen Treppenaufgang in einem Kellergewölbe freigelegt. Er wurde bei Sicherungsmaßnahmen entdeckt. 

Dies ist der alte Backofen der Burg
ISBN: 3-8053-2319-0

Dr. Beate Schmidt leitete 1990 die Ausgrabung. Gemeinsam mit Christofer Herrmann schrieb sie 1998 eine umfangreiche Dokumentation über die Burg und die Ausgrabungen. "Die Ruiine Landskron in Oppenheim" ISBN 3-8053-2319-0

Am 7. November 1990 schrieb die Zeitung "Landskrone" dass der "Beweis für die vorgotische Phase" erbracht wurde. "Die Oppenheimer Landskron stammt aus der Stauferzeit. Die archäologischen Untersuchungen, die Ende August begonnen wurden, brachten eindeutige Beweise für eine vorgotische Phase auf der Burg". Mittlerweile war Erich Menge Bürgermeister. Er lud zum" Tag der offenen Gruben" ein. Dabei wurde der alte Backofen und eine Trinkwasserzisterne vorgestellt. Diese befand sich direkt neben dem Wirtschaftsbereich und dem Backofen. "Bei der Freilegung des Backofens haben wir einige sehr gut erhaltene Knochen gefunden" so Armin Eggebrecht. Menschliche? "Nein, sie stammen von einem Schwein". 

Für unser Foto stehen wir am Brunnen und so erzählt mir Armin Eggebrecht noch die Geschichte mit dem Brunnen. Bis in eine Tiefe von über 42 Meter haben sie mühsam in den Jahren 1994-1996 den Schutt nach oben gefördert. "Eine selbst gezimmerte Balkenkonstruktion hielt die Seilwinde und den Förderkorb. Alle vier Meter hatten wir eine Zwischendecke eingezogen als Sicherheit aber auch als Plattform für die lange Leiter. Jede Woche sind wir rund einen Meter tiefer in den Schacht gelangt. Es war alles sehr anstrengend und unten wurde die Luft auch immer dünner. Gebläse sorgten für ausreichend Sauerstoff. Im Brunnen haben wir einen Teil der äußeren Brunnenumrandungen gefunden. Sie befinden sich jetzt an der Wand der Burg hinter dem Metallgitter. Die jetzige Brunneneinfassung ist eine Nachbildung". Die Maulwürfe haben ebenfalls zwei Ofengußplatten entdeckt, die sich im Landesamt für Archäologie befinden. In einer Tiefe von 40 Metern haben sie einen Trog aus dem Mittelalter freigelegt. Der wog rund eine Tonne. "Es war ein Riesenakt ihn heraus zu fördern".

Gibt es eventuell noch einen Gang von der Burg zur Stadt, möchte ich noch wissen "Nein, das ist Unsinn. Das hätte auch Sauerstoffprobleme gegeben."

Schlemmerwanderung

Am 21. September 1992 trafen sich 500 sonnen- und weinhungrige Wanderer auf der Burg Landskron. Der Oppenheimer Verkehrsverein hatte zur Wanderung in die Oppenheimer Weinbergen eingeladen. Ausgerüstet mit Button, Weinglas, einer Startkarte und einem Streckenplan machten sie sich auf den Weg. Die Winzer und Gastronomen hatten kleine Imbisse und warme Speisen vorbereitet und an verschiedenen Etappen angeboten. Eine neue Veranstaltung wurde geboren: "die Schlemmerwanderung".

Der Maulwurf "Kapitän" könnte noch Stundenlang über die Burg und die Ausgrabungen erzählen. Nun heißt es Abschied zu nehmen. Es hat Spaß gemacht! Nun sehe ich die Burg Landskron mit ganz anderen Augen.

In der Galerie sehen Sie einige Bilder die Armin Eggebrecht mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Vielen Dank dafür!

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