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Die evangelische Kirche in Uelversheim "die Merkwerdische"
Uelversheim besitzt eine in Deutschland und ebenso in Rheinhessen einmalige Kirche. Der Freiburger Baumeister gestaltete die Kirche in der Form eines regelmäßigen Oktagons (Achteck). Diese „merkwürdige" Kirche gab den Uelversheimer den Spitzname „die Merkwerdische" den sie mit vollem Stolz tragen.
Am 13. Juni 765 schenkt die Freifrau Landwinda dem Kloster Lorsch, einen im Wormser Gau gelegenen Weinberg, der zum Dorf Uluuuernsheim gehört. Vermutlich schon im 11. Jahrhundert kommt Uelversheim unter die Lehnshoheit der Grafen von Leininger. In der weiteren Erbfolge fiel schließlich Uelvesheim an die Grafen von Leininger-Guntersblum. Die Reformation war früh prägend in den Kirchengemeinden des Großherzogtums Hessen. Schon 1574 waren alle leiningischen Pfarreien mit evangelischen Predigern besetzt.
Im Jahr 1722 wurde mit dem frühbarocken Bau der achteckigen Kirche begonnen.Zuvor war die Vorgängerkirche St. Nazarius wegen Baufälligkeit im Jahre 1720 abgerissen worden. Die damalige Gräfin von Leininger hat den Bau sehr gefördert. Der zweite Eingang war den Grafen vorbehalten und heißt deshalb auch heute noch Grafeneingang. Von dort gelangte man auf direktem Weg zum Uelversheimer Schloß der Leininger. Endgültig fertiggestellt wurde der Kirchenbau erst 1730, da nämlich, nachdem der Bau bis zur Höhe der Fenster errichtet war, der Freiburger Baumeister zusammen mit seinen Gesellen mit Schimpf und Schande fortgejagt war. Nach langwierigen Verhandlungen konnte er dann einige Jahre später zur Fortsetzung und Vollendung des Baues wiedergewonnen werden. Die Einweihung fand dann am 15. Oktober 1730 statt.
Die Kirche wurde dieses Jahr innen umfangreich und sehr geschmackvoll renoviert und hat sich zu einem wahren Juwel entpuppt. Ich hatte vor kurzem das Glück diese wunderschöne Kirche ganz in Ruhe zu besichtigen und zu betrachten.
Das Deckengemälde im Stil der Nazarener stammt auf dem Jahre 1908. Um das Auge Gottes als Zentrum sind zum einen David und Jesaja und zum anderen die vier Evangelisten sowie die beiden Apostel Petrus und Paulus angeordnet. Das „Auge Gottes „ malte der Karlsruher Wilhelm Füglister, während die Gestalten von den Wormser Kirchenmalern Fritz und Heinz Muth gefertigt wurden.
Die Bilder an der Empore stammen aus der Vorgängerkirche, der Oberkirche St. Nazarius. Ein heute unbekannter Künstler hat sie um 1450 gestaltet.
Die sehr schöne Stumm-Orgel aus dem Jahr 1754 hat einen barocken Prospekt. Sie ist nicht wie üblich auf den Kammerton A gestimmt, sondern aus „pädagogischen Gründen" einen halben Ton höher, damit die Gemeinde heller singe.
Das Altargerät stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde auf der Mathildenhöhe in Darmstadt angefertigt.
Die Sitzordnung der Kirche unterstreicht die oktogonale Bauweise.
Auch der kleine Park um der Kirche ist ein Besuch wert und wird liebevoll von der Küsterfamilie Umstätter gepflegt.
Darauf befand sich bis 1840 ein sogenannter Etagenfriedhof mit 2-3 Gräbern übereinander und von einer hohen Mauer umgeben. Links neben dem Eingang befindet sich noch das Kriegerdenkmal von 1870/71 mit dem Bildnis vom Kaiser Wilhelm I.
Wie die meisten evangelischen Kirchen ist die Kirche unter der Woche geschlossen. Es lohnt sich auf jeden Fall die Kirche bei einer Feierlichkeit, einen Gottesdienst oder einem Konzert zu besuchen. Sie gehört auf jeden Fall zu den schönsten Kirchen in Rhein-Selz und Rheinhessen.
Nach der Renovierung hat die Kirche einen neuen Spitznamen bekommen. Die Uelversheimer nennen sie jetzt liebevoll „die goldische Merkwerdische". Wenn das kein Grund für einen Besuch ist…
Zum Schluss möchte mich noch sehr herzlich bei Frau Pfarrerin Schäfer und bei Frau Umstätter bedanken für ihre Zeit und die sehr informative Führung.