Die Gemeinde Guntersblum hatte zum 1125. Jubiläum der Gemeinde zu einer Matinée am Samstag in das Dorfgemeinschaftshaus eingeladen.

Claudia Bläsius-Wirth, Ortsbürgermeisterin von Guntersblum, führte durch die Matinée und begrüßte die zahlreichen Bürgermeister der benachbarten Gemeinden sowie Vereine, die der Einladung zur 1125-Jahr-Feier der Stadt gefolgt waren. Auch die Politik war vertreten. Ein spannendes Programm mit zahlreichen Höhepunkten wartete auf die Gäste. 

In der Urkunde aus dem Jahre 897 ist zu lesen: „Am 13. Juni 897 bestätigte König Zwentibold den Mönchen des Klosters St. Maximin bei Trier eine durch seinen Vater, Kaiser Arnulf, vorgenommene Übertragung mehrerer Orte, unter denen auch Guntersblum genannt wird. Gleichzeitig verfügt er, daß die Konventsmitglieder keinem Herrn der Abtei, außer dem König, unter dessen Schutz sie stehen, dafür Dienste zu leisten hätten und verlieh ihnen das Recht, ihren Probst selbst zu wählen.“ Quelle: Guntersblumer Geschichten, Band 1, 1997, Guntersblum.

Grüße und Glückwünsche an die Gemeinde

Wie üblich bei Jubiläumsfeiern überbrachten die Gäste ihre Grüße und Glückwünsche an die Gemeinde.

Dorothea Schäfer, Landrätin des Kreises Mainz-Bingen lobt die gute Infrastruktur und das breite Kulturangebot der Gemeinde Guntersblum. „Ich wünsche, dass das Charmante was Guntersblum ausmacht, weitergetragen wird".

Jan Metzler, Bundestagsabgeordnete begrüßte die „Einmaligkeit der Guntersblumer". Sie feiern gerne und pflegen den Zusammenhalt.

In ihrem Grußwort hat die Landtagsabgeordnete Kathrin Anklam-Trapp auf Ferdinand Kehrer aufmerksam gemacht. „Ein Guntersblumer Arzt, der den ersten modernen Kaiserschnitt durchgeführt hat und damit die Müttersterblichkeit bei alten Kaiserschnitten von knapp 70% auf unter einem Prozent gesenkt hat. Auch, wenn man das nicht denken mag, so ist Guntersblum ein Ort, der einen großen Einfluss auf die Welt hatte."

Auch die Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Gabriele Wagner, übermittelte die besten Grüße in Vertretung des neuen VG-Bürgermeisters Martin Groth.

1125 Jahre Guntersblum in 30 Minuten

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Laudatio des Historikers Dr. Gunter Mahlerwein zum Jubiläum in Form eines kurzweiligen historischen Abrisses auf 1125 Jahre Guntersblum „aus der Sicht eines Gimbsheimer Jungen". „Die Guntersblumer waren schon immer besonders. Sie reden anders und haben kein „Heim" in ihrem Namen".

Die Gemeinde Guntersblum wurde erst 897 erwähnt, so Mahlerwein. Sie ist aber viel älter. Schon die Römer waren hier und haben ihre Spuren hinterlassen. Doch durch die Raubzüge der Wikinger sind leider viele historische Beweise verloren gegangen.

Essenziell wichtig für Guntersblum war der Einfluss der Grafen von Leiningen, die Guntersblum zwei Schlösser bescherten, das Leininger Schloss, heute Rathaus der Gemeinde, und das Neue Schloss, heute ein Weingut. Der Wohnsitz der Grafen sorgte für eine gewisse Kontrolle aber auch für eine wirtschaftliche Entwicklung.

Die „dunkle Zeit der Geschichte" der Gemeinde und die Pogromnacht im November 1938 ist leider ebenfalls Teil der Guntersblumer Geschichte. Aus der Sicht Mahlerweins „kein" normales Pogrom wie der Autor Sven Felix Kellerhoff in seinem Buch „ein ganz normales Pogrom" betitelte. „Die NSDAP hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen großen und wachsenden Einfluss - was anhand der Wahlen messbar war".

Die 50er und 60er Jahre waren weit fröhlicher: Guntersblum avancierte zur Popkultur-Hochburg und war weit über die Grenzen der Gemeinde bekannt: The Lords aus Berlin, The Rattles aus Hamburg und Go-Go-Tänzerinnen aus Frankfurt sorgten für unvergessliche Abende im „Beat-Club" - bis heute ist die Legende des Clubs ungebrochen!

Auch der Wein und der Weinanbau haben zur Entwicklung der Gemeinde beigetragen. Das Kellerwegfest ist einmalig und bekannt weit über die Grenzen der Gemeinde und Rheinhessens hinaus. 

Der Weinanbau und die Flurbereinigung

Ja, der Wein… Was wäre Guntersblum ohne den Wein? Die gelungene Flurbereinigung in der Gemarkung Guntersblum anhand des historischen Modells war das Thema des Vortrags von Dr. Ulrich Stanjek, seinerseits Planer der Flurbereinigung.

In den 70/80er Jahren wurden die weitaus größten Teile der Guntersblumer Rebflächen flurbereinigt. Die bisherigen Weinbergslagen wurden komplett entfernt, neu gegliedert und anschließend neu angelegt „ohne, dass eine Mondlandschaft entstand", so Dr. Ulrich Stanjek". 

Die Notwendigkeit der Flurbereinigung ergab sich aus den folgenden Gründen: Unzureichendes Wegenetz (zu enge Hohlwege, schwer erreichbare Wingerte), unzureichende Wasserführung (nach Regen Wege oftmals kaum befahrbar, Verschlammung) sowie zu geringe Zeilenabstände (für maschinelle Bearbeitung ungeeignet). Ziel war es nunmehr, die ökonomischen Erfordernisse mit den ökologischen Zielen in Einklang zu bringen. Die großen Hohlwege konnten gerettet werden. Die Biotopvernetzung ist heute ein Mehrwert für Fauna und Flora. Die Natur und der Weinanbau haben sich positiv entwickelt.

„Es ist uns also gelungen, die agrarstrukturellen Mängel zu beheben - unter Erhaltung der typischen Weinbaulandschaft. Dies ist heute Vorbild für künftige Verfahren!"

Zum Thema Wein und Weinanbau möchte ich noch das Grußwort der ersten Vorsitzenden der Kultur- und Weinbotschafter*innen Frau Dr. Krenkel erwähnen: „Guntersblum ist innovativ, modern und digital. Das erste digitale Weinfest hat 2020 in Guntersblum stattgefunden. Wir als Kultur-& Weinbotschafter*innen suchen das Besondere der Orte. Dies ist keine Herausforderung in Guntersblum. Sie hob ihr Glas Wein und wünschte: „Guntersblum, es lebe hoch!"

Für die musikalische Auflockerung der Matinée sorgte Fritz Vollrath; für die Verköstigung die Landfrauen und die Weinauswahl stellte der Verkehrsverein Guntersblum zusammen.

Die 1125-Jahrfeier der Gemeinde war eine rundum gelungene Veranstaltung. Auch ich wünsche der Gemeinde eine florierende Zukunft.